Verdeckt. Verborgen? Zur Wahrnehmung von Unterseiten früh- und hochmittelalterlicher Objekte

Gestaltete Unterseiten waren in den mittelalterlichen Bildkünsten und darüber hinaus kein Standard, gleichwohl ist ein stetes Interesse, das ‚Abseitige‘ zu gestalten, erkennbar. Die erhaltenen Objekte sind solche, die in der Liturgie Verwendung fanden: Reliquiare mit dem tragbaren Altar als Besonderheit, ferner Kelche, Patenen, Pyxiden. Es war folglich weder eine nachrangige noch eine auf bestimmte Zeiten, Regionen, aber auch keine auf die christliche Religion beschränkte Gestaltungsaufgabe, die mitunter sehr kreativ gelöst wurde. Der Vortrag lotet das Potential der zum Boden weisenden Seiten dreidimensionaler Objekte zwischen Produktions- und Rezeptionsästhetik aus um aufzuzeigen, wie Unterseiten dazu beitragen können, das vielschichtige semantische Feld zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit in den mittelalterlichen Bildkulturen weiter zu erschließen.